Thomas Olek ist die schöpferische Kraft hinter der Publity AG (Quelle: Thomas Olek)
Thomas Olek ist die schöpferische Kraft hinter der Publity AG (Quelle: Thomas Olek)

Frankfurt am Main – Die Meldung ließ Ende letzten Jahres die ganze deutsche Immobilienbranche aufhorchen: Der Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Publity AG, Thomas Olek, setzte den Aufsichtsrat davon in Kenntnis, dass er seine Vorstandsposition zum 31. Dezember 2020 beenden möchte. Auch teilte der Immobilien-Profi mit, dass seine Gespräche mit dem Aufsichtsrat der Tochtergesellschaft Preos Global Office Real Estate & Technology AG zur Übernahme einer Preos-Vorstandsposition aufgeschoben worden sind. Olek machte klar, auch weiterhin Großaktionär der Publity AG bleiben und seine Beteiligung in Abhängigkeit vom Börsenkurs noch ausbauen zu wollen. Der Aufsichtsrat der Publity-Gruppe entsprach seinem Wunsch im „besten Einvernehmen“, wie es hieß, und dankte ihm für die geleistete Arbeit. Der neue Vorstand besteht nun aus den bisherigen Vorständen Frank Schneider und Stephan Kunath.

Publity AG: Großaktionär Thomas Olek sieht Prüfung der deutschen Finanzaufsicht gelassen

Aber Thomas Olek ist dem innovativen Immobilienkonzern, der ein Gewerbeimmobilien-Portfolio im Wert von mehr als 5,5 Milliarden Euro verwaltet und im ersten Halbjahr 2020 einen Überschuss von fast 35 Millionen Euro auswies, keineswegs verlorengegangen. Aufsichtsratschef Hans-Jürgen Klumpp sagte zum Jahreswechsel: „Es spricht für seine unternehmerische Perspektive, dass er nunmehr bereit ist, sich als Berater vollumfänglich auf Digitalisierung und Big-Data Immobilienanalyse bei Publity zu fokussieren, denn dies werden Game Changer für die Immobilienindustrie der Zukunft sein.“ Die Bereiche Big-Data und Internationalisierung sind von Publity und ihren Gesellschaften als entscheidende Erfolgsfaktoren für die weitere Konzernentwicklung identifiziert worden und sollen durch Olek ideenreich weiterentwickelt werden. „Ich habe Publity in den vergangenen zwei Jahrzehnten mit einem starken Team aufgebaut und zu einem der führenden Player im deutschen Büroimmobilienmarkt gemacht“, betonte dieser. „Nun stehen wir vor großen Umwälzungen in unserer Branche. Digitalisierung, Big Data Immobilienanalyse und nicht zuletzt eine internationale Positionierung werden entscheidende Faktoren sein, welche Unternehmen in den kommenden Jahrzehnten eine führende Rolle in der globalen Immobilienbranche spielen.“ Die Publity-Gruppe sei dafür bereits bestens positioniert. Er selbst wolle seine Kraft und Expertise fortan dafür einsetzen, dass der Konzern diese führende Position festigen und ausbauen kann. „Unser starker Vorstand und unser hervorragendes Team machen es möglich, dass ich mich diesem Bereich künftig komplett als Berater widmen kann, damit Publity noch erfolgreicher wird. Daran habe ich als Großaktionär ein ungebrochenes Interesse“, versicherte der 52-Jährige.

Selbst die Corona-Krise hat den Erfolg des Konzerns, dessen Immobilieninvestitionen sich auf die Metropolregionen Frankfurt, München, Köln, Düsseldorf, Hamburg und Stuttgart konzentrieren, nicht bremsen können. Die Unternehmensgruppe führt das auch auf ihre hohe Transaktionsgeschwindigkeit am Markt zurück: „Mit einem Track Record von über 1.150 Transaktionen in den letzten sieben Jahren steht Publity ganz weit oben im Immobilieninvestoren-Ranking.“ Hinzu kommt, dass man die Zeichen der Zeit erkannt hat und sich bemüht, auch im Immobiliengeschäft Klimaschutz-Akzente zu setzen. So beteiligte sich die Publity AG unter dem Motto „Licht aus. Klimaschutz an“ an der diesjährigen WWF Earth Hour am 27. März. Dafür wurden die Lichter in den von Publity als Asset Manager verwalteten Büroimmobilien in der Frankfurter City für eine Stunde ausgeschaltet: im Westend Carré, im The Centurion und im Access Tower. Die drei Objekte befinden sich im Bestandsportfolio der Konzerntochter Preos Global Office Real Estate & Technology AG. Ziel der vom WWF ins Leben gerufenen Aktion ist es, gemeinsam ein Zeichen für den Umwelt- und Klimaschutz zu setzen. Allein in Deutschland beteiligten sich im letzten Jahr 373 Städte an der Kampagne. „Wir haben keine Sekunde gezögert, an der Earth Hour des WWF dieses Jahr mitzumachen“, sagte Frank Schneider. Für den Publity-Vorstand sind solche Maßnahmen in Zeiten, „in denen die Auswirkungen der Klima- und Umweltkrise immer sichtbarer werden“, wichtiger denn je. 

Mitte April stand der Immobilienkonzern aber nicht wegen seines Klimaschutz-Engagements im Fokus der Öffentlichkeit, sondern wegen des Vorwurfs der Marktmanipulation und des Insiderhandels. Auslöser der Negativnachrichten war ein Pressebericht, wonach die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) eine Marktmanipulationsuntersuchung aufgenommen habe, die Wertpapiere von Publity und Preos betreffen soll. Die Publity AG stellte umgehend klar, dass ihr keinerlei Informationen über die möglichen Hintergründe einer solchen Untersuchung vorliegen. Die BaFin habe in dieser Sache bis dato auch keinen Kontakt zum Unternehmen oder zu einem aktuellen oder früheren Organ der Gesellschaft aufgenommen. Zudem seien keine entsprechenden Schriftstücke der BaFin bekannt und dem Unternehmen zugegangen. Eine telefonische Anfrage bei der BaFin habe bloß ergeben, dass eine Untersuchung zu bestimmten „Lebenssachverhalten“ betreffs der Finanzinstrumente von Publity und Preos aufgenommen worden sei. Im derzeitigen Untersuchungsstadium gebe es keine offiziellen Verfahrensbeteiligten. Weitere Informationen gab die BaFin mit Hinweis auf Vertraulichkeitsgrundsätze nicht preis. Der Frankfurter Immobilieninvestor stellte klar: „Auf Basis interner Recherchen hat Publity aktuell keine Hinweise auf ein mögliches Fehlverhalten von Mitarbeitern oder Organen von Publity oder Preos gefunden. Publity sichert die volle Unterstützung zu, sollten weitere Untersuchungen und Datenauswertungen der BaFin die Mitwirkung der Publity erfordern.“

Nach Rücksprache mit den Großaktionären und mit Blick auf das Aktienregister informierte der Vorstand darüber, dass seitens der Großaktionäre seit Mitte Februar 2021 keinerlei Käufe oder Verkäufe von Publity-Aktien getätigt wurden. Derzeit hält der ehemalige Vorstandsvorsitzende Thomas Olek über seine Beteiligungsgesellschaft mittelbar rund 48 Prozent der Aktien. Ein Konsortium aus strategischen Investoren hält weitere rund 39 Prozent der Aktien. Die Großaktionäre bestätigten dem Vorstand am 3. April 2021, dass sie auch in den kommenden Monaten keinerlei Verkäufe von Publity-Aktien planen.

Über den recht unbestimmten BaFin-Verdacht berichtete zunächst das Magazin „Fonds Professionell“. Das „Handelsblatt“ schrieb Mitte April: „Ein Blick auf die Aktien von Publity und Preos gibt Anregungen. Der Kurs der Preos-Aktie kletterte von vier Euro im Jahr 2019 auf fast 19 Euro Anfang Oktober 2020, bevor er steil abstürzte auf zuletzt unter vier Euro. Die Publity-Aktie blieb hingegen lange stabil auf einem Niveau zwischen 30 und 35 Euro – bis zum Einbruch in dieser Woche.“ Thomas Olek, der sich bekanntermaßen aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hat, kann sich das alles nicht erklären. Dem „Handelsblatt“ sagte er, dass er persönlich davon ausgehe, dass es aufgrund der jüngsten Berichterstattung „zu einem erhöhten Handelsaufkommen und Kursrutsch gekommen ist“. Er stehe zu seinem Investment und plane demnächst keine Verkäufe.

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