Ein interessantes Angebot aus Österreich
Ein interessantes Angebot aus Österreich


Wien – In Deutschland wie in Österreich sieht sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk massiver Kritik ausgesetzt. Im Raum stehen Vorwürfe der Verschwendung von Rundfunkbeiträgen, politischer Linkslastigkeit und der Postenvergabe nach Parteibuch. Längst tritt eine Mehrheit der Österreicher für die Abschaffung des Gebühren Info Service (GIS) ein, der dem ORF mit seinem Wiener Hauptsitz und seinen Landesstudios ein finanziell sorgenfreies Agieren ermöglicht. Vor zwei Jahren fragten die Marktforscher von Gallup das Informationsverhalten der Österreicher zu Corona ab und ermittelten überdies Zahlen zur Akzeptanz der GIS-Gebühren. Das Ergebnis der Online-Befragung mit 1.000 Interviews kann als repräsentativ für die webaktive Bevölkerung ab 16 Jahren gelten. Demnach fanden nur 34 Prozent der Österreicher die Rundfunkgebühren „in Ordnung“, während 56 Prozent die GIS „nicht in Ordnung“ fanden und die Abschaffung forderten. Bei den Jüngsten war der Widerstand gegen die Zwangsfinanzierung der TV- und Hörfunkprogramme des ORF besonders ausgeprägt. Laut Gallup sprachen sich 60 Prozent der 16- bis 30-Jährigen für ein Ende der GIS-Zahlungen aus.

Seither hat die Ablehnung der Zwangsgebühren noch zugenommen. Das digitale Nachrichtenportal EXXpress (exxpress.at) schrieb in diesem September: „Einseitige Berichterstattung während der Corona-Pandemie, belehrende Interviews in der ZiB und dazu auch noch Gender-Sprache. Immer mehr Österreicher halten den ORF für nicht mehr glaubwürdig. Die Folgen: 80 Prozent lehnen die Gebühren bereits ab.“ Das liberal-konservative Online-Medium, das sich erklärtermaßen an „Selberdenker“ richtet, analysierte: „Die Gebühren steigen – das Vertrauen sinkt. Der ORF hat nicht erst seit Corona ein Problem mit seinem Image. Werbeagenturen sollen nun mit Kampagnen helfen. Immer weniger Österreicher halten den öffentlich-rechtlichen Rundfunk für glaubwürdig.“ EXXpress bezweifelt, dass etwas Imagepolitur ausreicht, um dem ORF die journalistische Glaubwürdigkeit zurückzugeben, die nötig ist, um ernsthaft Rundfunkgebühren beanspruchen zu können. Das Portal beruft sich auf eine Recherche des „Standard“, wonach eine der Werbeagenturen für die ORF-Präsentation eine eigene Befragung über die GIS-Akzeptanz in Auftrag gab. „Mit erschütterndem Ergebnis: 80 Prozent der Befragten lehnen die Zwangsgebühren klar ab“, so EXXpress.

Ohne die Glaubwürdigkeitskrise des ORF hätte sich ein neues Online-Medium wie „eXXpress“ (so die Eigenschreibweise) wahrscheinlich nicht so schnell etablieren können. Aber die web eXXpress Medien Holding GmbH hat sich seit 2021 mit ihrem Online- und Fernsehangebot eine beachtliche Reichweite und Reputation erarbeitet. Unter dem Motto „Unabhängig, anders und am Puls der Zeit“ will sie demokratische Akzente gegen den linksorientierten Medien-Mainstream setzen. So versteht sich EXXpress ausdrücklich als ein „bürgerlich-liberales Digitalmedium für Politik und Wirtschaft, dessen objektive, wahrheitsgetreue und kritische Berichterstattung der Information der Öffentlichkeit dienen“ soll. Großen Wert legt das Medienunternehmen von Geschäftsführerin Eva Schütz auf die Feststellung, von politischen Parteien und Lobbyverbänden unabhängig zu sein. Laut der im Impressum genannten Blattlinie tritt EXXpress „für eine der Würde des Menschen angemessene und seine freie Entfaltung auf allen Gebieten fördernde Gesellschaftsordnung ein, ebenso für eine Stärkung der persönlichen Freiheitsrechte, der Meinungsfreiheit sowie für eine Förderung von Toleranz im Sinne des Humanismus und der Aufklärung“. Diesem Anspruch versucht Chefredakteur Richard Schmitt auch mit einer möglichst breiten Themenauswahl gerecht zu werden. Die Rubriken „Home“, „News“, „Politik“, „Economy“ „Lifestyle“, „Sport“ und „Meinung“ sollen das Zeitgeschehen möglichst umfassend abbilden und dabei ein breites Meinungsspektrum zu Wort kommen lassen.

Im März 2021 – kurz vor dem Start der Website und etwas später des TV-Senders – standen Herausgeberin Schütz und Chefredakteur Schmitt in einem Interview Rede und Antwort. Die Frage des Medien-Portals „Horizont“, ob Österreich überhaupt noch Bedarf an einem neuen Medienprojekt habe, beantwortete Richard Schmitt mit dem knappen Hinweis, dass Didi Mateschitz auch einfach ein neues Getränk auf den Markt gebracht habe. „In der freien Marktwirtschaft wird ein gutes, neues Produkt immer angenommen werden – auch, da Österreichs Medienlandschaft an sich extrem ausgedünnt worden und die Positionierung in der bürgerlichen Mitte rar gesät ist“, gab sich der Medienprofi überzeugt. Er sei schon seit Längerem der Meinung, dass man etwas Neues machen müsse und sich vom alten, langsamen Print-Format entkoppeln müsse. Zum Profil von EXXpress sagte der erfahrene Boulevardjournalist: „Wir bieten topaktuelle 24/7-Berichterstattung als digitales Newsportal mit Schwerpunkten am Wochenende wie Hintergrundstorys, Reportagen und Interviews. Parallel dazu bauen wir einen TV-Sender mit Newsschiene am Vormittag und Abend auf, der auch History-Sendungen, Nachrichten-Reports, aber auch ein Lifecoach-Format oder eine Kochshow bietet.“ Bei den Diskussionssendungen würden nicht – wie bei anderen Sendern – immer wieder dieselben Gäste eingeladen. „Wir bringen vom ernsten Hintergrund bis zur launigen Unterhaltung alles – all das auch originär produziert.“ Eva Schütz beschrieb ihr Medienkonzept so: „Wir heften uns das allerdings langfristig auf die Fahnen und sind nicht einmal links, einmal rechts, oder was auch immer. Es gilt eine Erwartbarkeit beim Leser zu schaffen und diese mit Nachrichten zu erfüllen, die im sozialen oder beruflichen Umfeld auch von wirklichem Interesse sind.“

Kurze und boulevardeske Texte mit knalligen Überschriften scheinen das Erfolgsrezept für die Vergrößerung der Leserschaft zu sein. Ein Musterbeispiel ist der Artikel mit dem Titel „Diese Sanktionen, das Frieren, dieser Firlefanz – das ist doch alles Scheiße“ vom 12. Oktober 2022. Er bezieht sich auf Aussagen des Musikproduzenten Dieter Bohlen zu den Folgen der westlichen Russland-Sanktionen. In einem Gespräch bei der sogenannten Entrepreneur University ging er zunächst auf die Qualifikationsdefizite grüner Spitzenpolitiker in Deutschland ein und gestand: „Wenn die da von Fachkräftemangel reden, dann wird mir so ein bisschen sauer im Magen.“ Eine klare Meinung hat Bohlen zu den Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Statt dieser Maßnahmen hätte man sich einfach vernünftig an einen Tisch setzen sollen: „Dann bräuchten die Leute nicht diesen ganzen Firlefanz machen. Jetzt müssen wir frieren, jetzt müssen wir dies und das – das ist doch alles Scheiße.“ Dafür erntete er hörbar Zustimmung beim Publikum. In der EXXpress-typischen, das heißt prägnanten Darstellungsform dürften die Bohlen-Standpunkte viele Online-Nutzer erreichen.

x