Toskana – Als Boutique-Weingüter werden Weingüter bezeichnet, die sich von den Massenerzeugern dadurch unterscheiden, dass sie auf kleinen Anbauflächen ganz erlesene Reben züchten und daraus exklusive Weine in kleinen Mengen gewinnen. Weinkenner interessieren sich deshalb immer mehr für diese kleinen Weingüter und ihre Spitzenerzeugnisse. Die Winzer legen dabei großen Wert auf ökologisch bewirtschaftete Weingärten, um echte Naturprodukte anbieten zu können.
Nittardi ist ein Premium-Weingut im Herzen der Toskana
Fernab herkömmlicher Massenerzeugnisse ist auch das, was das Boutique-Weingut Nittardi im Herzen des italienischen Chianti Classico-Gebietes anbietet. Das Weingut befindet sich an der Grenze zwischen den Provinzen Siena und Florenz und diente früher einmal als Wehranlage. Schon im 12. Jahrhundert war es unter dem Namen „Nectar Dei“, also „Nektar des Gottes“, bekannt. Im 16. Jahrhundert wurde der Renaissancekünstler und Weinliebhaber Michelangelo Buonarroti Herr des weitläufigen Anwesens. Während der Fertigstellung der Sixtinischen Kapelle schrieb er seinem Neffen Lionardo: „Lieber zwei Fässer Wein als acht Hemden.“ Bei dieser Gelegenheit schickte Michelangelo dem Papst Nittardi-Weine als Geschenk nach Rom. Daraus erstand die bis heute lebendige Tradition, jedes Jahr die ersten Flaschen des Nectar Dei dem Papst zu überreichen. Als Hommage an Michelangelo wird bei Nittardi bis in die Gegenwart eine besondere Verbindung von Kunst und Wein gepflegt. Das zeigt sich unter anderem daran, dass Künstler die Flaschenetiketten gestalten.
Immer wieder wechselte das Anwesen den Besitzer, bis es 1982 von dem Frankfurter Verleger und Kunstgaleristen Peter Femfert und seiner Frau Stefania Canali, einer venezianischen Historikerin, übernommen wurde. Sie restaurierten Nittardi mit viel Liebe und Energie und ließen die Weinberge neu bepflanzen. 1992 wurde zudem der alte Bottichraum durch einen modernen Keller ersetzt. Unterstützt von einem Weinkenner-Team ist der Eigentümersohn Léon Femfert seit 2013 in Vollzeit auf dem Weingut tätig und leitet die Weinherstellung und die geschäftlichen Belange. Er studierte in Deutschland und Italien Philosophie und im französischen Burgund Weinwirtschaft. Bevor er sich dem Weinbau in Nittardi widmete, arbeitete er für Weinkellereien in den USA, Frankreich, Deutschland und Chile. Ihm zur Seite stehen Carlo Ferrini und Giorgio Conte. Ferrini gehört schon seit 1991 dem Nittardi-Team an und beaufsichtigt die Weinberge und kontrolliert die Weinherstellung. 2008 ernannte ihn die US-Zeitschrift „Wine Enthusiast“ zum „Winzer des Jahres“. Fünf Jahre zuvor hatte ihn die Associazione Italiana Sommelier als „Önologen des Jahres“ ausgezeichnet. Heute arbeitet Carlo Ferrini mit vielen renommierten Weingütern in ganz Italien zusammen. Giorgio Conte begann 1991 bei Nittardi alle Bereiche des Weingutes kennenzulernen und ist heute vor allem für Verkaufs- und Logistikfragen zuständig. Bevor er zu Nittardi kam, studierte er Agronomie in Padua.
1999 wurde in der Maremma ein weiteres Anwesen erworben, wo 20 Hektar mit lokalen und internationalen Rebsorten bepflanzt werden. Dort entstehen mit Nectar Die und Ad Astra die Supertoskaner von Nittardi. Im Jahr 2012 wurde in der Maremma auch der erste Weißwein von Nittardi präsentiert, ein hundertprozentiger Vermentino. Jedes Jahr erhalten die Weine der Winzerfamilie Top-Bewertungen und werden von Weinliebhabern in den höchsten Tönen gelobt. Die Trauben, genährt vom fruchtbaren toskanischen Boden, sorgen für ein kleines, aber eben auch erlesenes Angebot an Spitzenweinen.
Dazu gehört der schon erwähnte Nectar Dei, eine außergewöhnliche Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah und Petit Verdot, der nach dem antiken Namen des Weinguts Nittardi benannt ist. Ein anderer Spitzenwein ist BEN, seit 2012 der erste Weißwein des Hauses aus der Maremma. BEN wird zu 100 Prozent aus der toskanischen Rebsorte Vermentino hergestellt. Das ideale Mikroklima in der südlichen Maremma verleiht diesem Wein seinen erfrischenden Geschmack und einen subtilen Hauch von salziger Mineralität. Der 2014er-Jahrgang wurde vom Weinschriftsteller James Suckling als bester Vermentino der Toskana bewertet und der Jahrgang 2015 von der berühmten Weinkritikerin Jancis Robinson zum besten Weißwein der der Region gekürt. Die Trauben für den Nittardi Riserva Selezionata werden am Südhang des Hügels Vigna Alta fast 500 Meter über dem Meeresspiegel angebaut. International angesehene Weinführer wie Gambero Rosso, Decanter, Wine Spectator und James Suckling zeichnen den Nittardi Riserva regelmäßig aus. Der Name des Spitzenweines Ad Astra leitet sich von der lateinischen Redewendung „Per aspera ad astra“ – „ein rauer Weg führt zu den Sternen“ – ab und steht für Sorgfalt und harte Arbeit, mit der die benötigten Trauben gezüchtet werden. Wie bei seinem „großen Bruder“ Nectar Dei wachsen die Reben für Ad Astra auf den sonnenverwöhnten Hügeln des Weingutes Mongibello delle Mandorlaie in der südlichen Maremma. Das sorgt für einen komplexen Rotwein, wie ihn Genießer schätzen. Der italienische Weinführer Gambero Rosso hat Ad Astra in der Vergangenheit mit der höchstmöglichen Bewertung, den „Drei Gläsern“, ausgezeichnet.
Nicht unerwähnt bleiben darf der Belcanto. Dazu heißt es seitens der Hersteller: „Die Hälfte der Trauben für den Belcanto Chianti Classico stammt aus unseren Weinbergen in Nittardi, die 450 Meter über dem Meeresspiegel liegen, während die andere Hälfte aus unserem Weinberg in San Quirico stammt, der südlich von Castellina auf 270 Metern liegt. Während wir in Nittardi nur Sangiovese-Trauben anbauen, werden in dem 1968 angelegten Weinberg in San Quirico neben Sangiovese auch kleine Mengen von sieben anderen lokalen Rebsorten angebaut, darunter Canaiolo, Colorino und Malvasia Nera. Beide Weinberge haben eine Bodenmischung aus Kalkstein und Lehm mit einem reichhaltigen Skelett aus Schiefer, das dem Wein eine angenehme Mineralität verleiht.“
Eine besondere Spezialität ist der Grappa des Weingutes. Vinaccia di Nittardi wird aus dem schonend gepressten frischen Trester der Sangiovese-Trauben destilliert. Am selben Tag, an dem das Fruchtfleisch gepresst wird, wird der Trester in eine kleine familiengeführte Brennerei in der Nähe von Trient gebracht, wo er sofort auf rund 70 Prozent Alkohol destilliert wird. Um den gewünschten Alkoholgehalt von 42 Prozent zu erreichen, wird dann das reine Wasser des Cembra-Tals hinzugefügt. Schließlich wird der Winzer-Branntwein gefiltert und in 0,7-Liter-Flaschen abgefüllt. Das alles und noch einiges mehr macht Nittardi zu einem der exklusivsten Boutique-Weingüter Italiens.