Rosta – Pizzen, diese vor dem Backen würzig belegten Fladenbrote aus einfachem Hefeteig, sind das internationale Aushängeschild der italienischen Küche. Die heute meistverbreitete Variante mit der Basis aus Tomatensauce und Käse stammt historisch aus Neapel. 2017 wurde die neapolitanische Kunst des Pizzabackens von der UNESCO sogar in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Der Pizzaverzehr ist in Italien bis heute ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor. 127.000 Lokale des Landes verkaufen Pizza – vor der Corona-Krise wurden in Italien täglich acht Millionen Pizzen konsumiert.
„Wonderpizza“ oder „Wonder Pizza“ nennen sich inzwischen zahlreiche Pizzerien, die mit dem Versprechen einer „Wunderpizza“ für sich werben. Dabei wird meist vergessen, dass unter diesem klangvollen Namen der weltweit erste Pizza-Automat bekannt wurde. Sein Erfinder ist Giovanni Di Maggio, ein ideenreicher Unternehmer aus der kleinen Gemeinde Rosta unweit von Turin. Hergestellt von der Firma „Top VeneziaSRL“, wie die „Mitteldeutsche Zeitung“ berichtete, sorgte der Apparat vor fast 20 Jahren auf einer Maschinenmesse in Amsterdam für viel Aufsehen und Interesse.
Die Idee zum Bau eines solchen Automaten sei ihm während eines Traums gekommen, erzählte Di Maggio seinerzeit. Deshalb nannte er sich auch ganz unironisch einen „Traumrealisator“. Und die Geschichte geht so: „Ich träumte eines Nachts, ich hätte Heißhunger auf Pizza, aber weit und breit hatte keine Pizzeria geöffnet.“ Im Traum sei dem Geschäftsmann dann sein Großvater erschienen, der ihm empfohlen habe, doch einmal ein Gerät zur schnellen Pizza-Herstellung zu bauen. Der Traum-Opa habe seinen Enkel gefragt: „Warum baust du keine Maschine, die die Pizzen von ganz allein macht?“ Gleich am nächsten Morgen soll sich Di Maggio an den ersten Entwurf seiner kulinarischen Wundermaschine gemacht haben und nach paar Monaten Arbeit fertig geworden sein.
Das Funktionsprinzip war ebenso einfach wie einleuchtend. Man warf 3,50 Euro in den Münzschlitz, wählte per Nummerneingabe eine Pizzavariante aus und wartete rund 90 Sekunden. In der Zwischenzeit wurde eine schon vorbelegte und vorgebackene Pizza vollautomatisch in einen Ofen geschoben, knusprig gebacken und in vier gleich große Teile geschnitten. In nicht einmal zwei Minuten hatte man eine heiße und verzehrfertige Pizza im Durchmesser von 15 Zentimetern vor sich. „Wonderpizza“ bot zunächst drei klassische Pizzen an, die allesamt auch außerhalb Italiens bekannt sind: „Margherita“, „Napoletana“ und „Quattro Stagioni“. Der Automat war 1,85 Meter hoch, 1,90 Meter breit und fast einen Meter tief. In einem integrierten Kühlschrank waren einzeln mehr als 100 Pizzen verstaut. Nach dem Geldeinwurf wurde die Wunschpizza in einen Elektro-Ofen geschoben und bei 280 bis 300 Grad gebacken.
Unter italienischen Pizzabäckern wurde die Erfindung von Giovanni Di Maggio aber mit viel Skepsis und Ablehnung aufgenommen. Schließlich muss eine Pizza nach orthodoxer Lehre immer in einem Holzkohlenofen gebacken werden. Zudem sprachen Traditionalisten von der fehlenden Frische der Zutaten. „So etwas isst doch niemand“, glaubte damals Armando Bollini von der Vereinigung der Traditions-Pizzabäcker Neapels. Maßgeblich für die Kritik war sicherlich die Befürchtung, dass der aufsehenerregende Pizza-Automat aus Rosta für unliebsame Konkurrenz sorgt und Restaurants die Kundschaft abjagt. So erklärte Di Maggio vor fast 20 Jahren auf Nachfrage, dass allein aus Deutschland schon fast 1.000 Bestellungen für das Gerät vorlägen.
Der „kochende Automat“ war eine echte Sensation. „Ausgerechnet ein Italiener hat dem weltweiten Siegeszug der aromatischen Teigfladen per Automat zu einem vorläufigen Höhepunkt verholfen“, kommentierte die „Stiftung Warentest“ im Juni 2002. „Wonderpizza“ heiße seine Maschine, „die man mit einigen Euro füttert, worauf sie die Pizza von der Verpackung befreit, in den integrierten Ofen befördert und dann frisch gebacken und fertig geschnitten auswirft“.
Der „Wonderpizza“-Automat von Giovanni Di Maggio trat jedoch nicht den erhofften globalen Siegeszug an. Trotzdem ist die Idee von Pizzen auf Knopfdruck weiterhin quicklebendig. Im Mai dieses Jahres berichtete die österreichische „Kronen Zeitung“ von der Aufstellung eines Pizza-Vollautomaten auf Roms Piazza Bologna. Das Gerät eines Start-ups soll in drei Minuten frische Pizza backen und das 24 Stunden am Tag. Wählbar sind die vier Sorten „Margherita“, „Diavola“, „Pancetta“ sowie „Vier Käse“. Das Massenblatt aus Wien schrieb: „In der vollautomatischen Maschine wird zunächst Mehl mit Wasser vermischt, der Teig wird gepresst, bis er zu einer Scheibe wir. Danach werden Tomatensoße und die Beläge, verteilt. Die Preise variieren zwischen 4,50 Euro und sechs Euro. Man gibt dafür Münzgeld oder Geldscheine ein. Die Maschine knetet und belegt den Teig und die Kunden können hinter einem kleinen Glasfenster beim Backen der Pizza zusehen.“ Die Reaktionen der Italiener auf den römischen Pizza-Automaten sollen so geteilt sein wie zu Zeiten Di Maggios.