Der Gardasee – auch Lago di Garda oder Benàco genannt – nur wenig südlich von Südtirol gelegen ist mit einer Gesamtfläche von 370 Quadratkilometern der größte See Italiens und liegt zwischen der Lombardei, Venetien und Trentino-Südtirol. Die nördlichen Ufer gehören schon zur Alpenregion und die südlichen zählen bereits zur Po-Ebene. Wegen seiner malerischen Ortschaften, Buchten und Schlösser, den herrlichen Stränden und dem milden Klima zählt der Gardasee zu den beliebtesten Urlaubsregionen Italiens. Viele bekannte Literaten, Maler und andere Künstler zog es an diesen liebreizenden Ort, den sie zu ihrem inspirierenden Lieblingsurlaubsdomizil erklärten. Der wohl bekannteste Gardasee-Besucher war Johann Wolfgang von Goethe, der seine vitalen Eindrücke in seinem Werk „Italienische Reise“ für die Nachwelt niederschrieb. Heute bieten Wanderwege, Mountainbike-Strecken und Wassersportarten diverse Möglichkeiten für einen Aktivurlaub in einer der reizvollsten Landschaften Italiens.
Dazu trägt maßgeblich das Klima bei, das ganzjährig mild ist und für warme Sommer- und niederschlagsarme Wintermonate sorgt. Von Juli bis September ist es besonders trocken, während der November der regenreichste Monat des Jahres ist. Das Klima am Gardasee wird mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 17,2 Grad als submediterran bezeichnet. Winters sinken die Temperaturen auf durchschnittlich 4,6 Grad im Januar und sommers steigen sie auf durchschnittlich 28,9 Grad im Juli. Im Hochsommer werden nächtliche Durchschnittswerte von knapp 17 Grad gemessen. Die dauerhaft frühlingshaften Temperaturen eignen sich ideal für den Anbau von Oliven, Zitronen, Orangen und natürlich Weintrauben. Die heimischen Landwirte haben sich naheliegenderweise auf den Anbau von Zitrusfrüchten, Oliven und Trauben spezialisiert. Der Küstenabschnitt zwischen Limone sul Garda sowie Salo wird auch „Zitronen-Riviera“ genannt und die gegenüberliegende Region als „Oliven-Riviera“ bezeichnet. Europaweit bekannt und geschätzt sind die feinen Weine dieser norditalienischen Traumlandschaft.
Die in verschiedenen Weingebieten rund um den Gardasee gedeihenden Trauben werden als fruchtig-leicht, gehaltvoll und trocken-würzig beschrieben. Die Winzer produzieren Weiß-, Rot- und Roséweine für unterschiedlichste Ansprüche. Zu den sieben bekanntesten örtlichen Anbaugebieten gehören Bardolino mit seinen leichten Rot- und Roséweinen, Valtènesi am südwestlichen Ufer des Gardasees mit seiner authentischen Weinbau-Kultur sowie Valpolicella als Heimat exzellenter Tropfen, deren Trauben teils seit über 2000 Jahren angebaut werden. Im Gebiet Garda Colli Mantovani werden diverse Weiß-, Rot- und Roséweine hergestellt, aus Marzemino stammt ein gleichnamiger Rotwein voller Charakter, und im Weinbaugebiet „Terra dei Forti“ widmet man sich leidenschaftlich der Arbeit mit der heimischen Enantio-Traube.
Eine Sonderstellung kommt dem vielseitigen Lugana zu, dem renommierten Wein aus der sanften Hügellandschaft südlich des Gardasees. Der frische, leichte Weißwein reift auf den Hängen zwischen Desenzano und Peschiera und wurde 1967 als einer der ersten italienischen DOC-Weine anerkannt. Die Abkürzung DOC steht auf Weinflaschen für „Denominazione di Origine Controllata“ und bezeichnet herkunftskontrollierte Weine bestimmter Anbaugebiete. Diese Kennzeichnung bietet Weinfreunden eine wichtige Orientierungshilfe und bestätigt ganz offiziell die spezifische Herkunft des jeweiligen Weines – in diesem Fall aus dem traditionsreichen Anbaugebiet Lugana. Die Vergabe des DOC-Siegels ist an strenge Qualitätskriterien gebunden. So muss ein Lugana DOC beispielsweise zu mindestens 90 Prozent aus der Rebsorte Turbiana bestehen, die auch unter den Namen Trebbiano di Lugana oder Trebbiano di Soave bekannt ist. Für die restlichen 10 Prozent dürfen andere weiße Sorten verwendet werden. Die jungen Lugana-Weine schmecken frisch, leicht und fruchtig mit Noten von Aprikose, Birne und Pfirsich und bisweilen auch Ananas. Das Farbspektrum eines Lugana variiert von hellem Strohgelb bis zu leichtem Grün und bekommt mit zunehmender Reife einen goldenen Glanz. Ein neuerer Weißwein aus demselben Anbaugebiet ist nach dem Ort San Martino della Battaglia benannt. Die Beispiele vom Gardasee zeigen, dass italienische Weine den Namen ihrer Herkunftsregion tragen und nicht wie in Deutschland nach der verarbeiteten Rebsorte heißen.
Der erfrischend leichte Lugana-Rebensaft ist als stiller Wein sowie als Schaumwein erhältlich. Die Lugana-Sorten haben aufgrund ihrer Eigenschaften unterschiedliche Geschmacksausprägungen. Der klassische Lugana, der für 90 Prozent der gesamten Herkunftsbezeichnung steht, ist ein trockener, aber geschmeidiger und leicht trinkbarer Wein mit fruchtigen und zitrusartigen Aromen. Andere Weinvarianten aus der Landschaft zwischen der Lombardei und Venetien sind der kräftigere Lugana Superiore mit belebender Säure und einem feinwürzigen Nachhall, der geschmacksintensive Lugana Riserva mit rauchigeren Akkorden und einer komplexen Würze, der Lugana Vendemmia Tardiva als harmonische Spätlese mit goldschimmerndem Bernsteinton und der Lugana Spumante. Er ist ein Schaumwein mit duftendem Bouquet und fruchtig-frischen Nuancen. Ein zarter Lugana DOC, serviert bei einer Ideal-Temperatur zwischen 10 und 12 Grad, eignet sich bestens als Aperitif, als Getränk für Vorspeisen und wird häufig zu italienischen Antipasti und Fischgerichten gereicht. Ein Lugana Superiore harmoniert mit Pastagerichten und hellem Fleisch, und ein Lugana Riserva passt gut zu unterschiedlichsten Käsesorten. Ein Lugana Spumante wertet alle Gerichte auf und ist ein idealer Begleiter durch alle Mahlzeiten.
Ein weißer Lugana DOC kann zwei oder drei Jahre im Keller gelagert werden, in den Versionen Superiore und Riserva sind gar maximal zehn Jahre möglich. Weine aus der Rebsorte Turbiana haben somit in Abgrenzung zu anderen Weißweinen keine „Angst“ vor dem Älterwerden. Mit zunehmender Reife und idealen Lagerbedingungen gewinnen sie sogar noch an Klasse. Ihre fruchtigen Noten verblassen mit der Zeit und ein eher mineralischer Charakter mit komplexen Aromen tritt hervor.
Nicht zuletzt weil der südliche Gardasee in den 1980er-Jahren ein beliebtes Urlaubsziel der Deutschen wurden und diese das Lugana-Gebiet kennenlernten, entdeckten sie dessen vorzügliche Weißweine aus der Turbiana-Traube. Heute ist der Lugana längst kein bloßer Urlaubsgenuss mehr, sondern wird auch in Deutschland rege nachgefragt.
