Die Bundestagswahl 2021 erinnert irgendwie ans Schrottwichteln
Die Bundestagswahl 2021 erinnert irgendwie ans Schrottwichteln

von Linnéa Findeklee


Wenige Tage vor der Bundestagswahl wünscht sich so mancher Wähler in Deutschland die Auswahl vergangener Zeiten zurück. Ein Freund will die Tage ein Triell der ARD jener Schmalspur Kombattanten Olaf Scholz, Annalena Baerbock und Armin Laschet schon nach einigen langatmigen Minuten abgeschaltet und sich dann lieber nochmal eine Sendung zur Bundestagswahl 1980 reingezogen haben. Damals gab’s Helmut Schmidt, Helmut Kohl, Franz Josef Strauß und Hans Dietrich Genscher. Kompetenz von damals schlägt Beliebigkeit von heute ... leider! Aber wie kam es dazu? Und wie verzwergte meine Partei, die CDU in all den Jahren?

Konrad Adenauer und Ludwig Erhard verankerten das Land mutig in der Marktwirtschaft und widerstanden dem flachen Zeitgeist

Als die CDU im Juni 1945 in dem während des Zweiten Weltkriegs schwer zerbombten Berlin gegründet wurde, ahnte sicher keiner, wie prägend sich diese Partei für die Bundesrepublik Deutschland entwickeln würde. Nach den Erfahrungen des katholischen Zentrums in der Weimarer Republik wollten die Gründer der Christlich Demokratischen Union eine überkonfessionelle Kraft in Deutschland bilden, in der auch Protestanten und Juden eine politische Heimat finden können. Es gelang, weil vor allem mit dem Rheinländer Konrad Adenauer und dem Franken Ludwig Erhard zwei außergewöhnlich begabte Politiker zupackten und die Koordinaten der jungen Bundesrepublik deutlich in der Marktwirtschaft mit einem konservativen Weltbild verankerten. Beide Politiker widerstanden dem Zeitgeist und waren enorm erfolgreich.

Helmut Kohl und Norbert Blüm ließen sich nie durch veröffentlichten Zeitgeist vom Kurs abbringen

Auch in der nächsten Generation verkörperten Helmut Kohl, aber auch Norbert Blüm diese Leitlinien. Die Wähler wussten immer, was sie mit der Wahl der CDU bekamen. Deutschland war bis 1998 ein enorm leistungsfähiges, stabiles Land im Herzen Europas und ein zuverlässiger und ausrechenbarer Partner für seine Nachbarn in Ost und West. Kohl und Blüm widerstanden dem Zeitgeist und waren enorm erfolgreich.

Für Linksintellektuelle war die CDU unter Adenauer, Erhard und Kohl aber immer auch ein extrem langweiliger Laden. Jeder Tanz auf der politischen Moderne fiel aus. 

Erst als dann nach einem zweiten, wieder sozialdemokratisch geprägten Intervall Kanzlerin Angela Merkel die Führung von Land und Partei übernahm, war die Zeit von Beständigkeit und Langweile endgültig vorbei.

Während unter Konrad Adenauer (Westverankerung), Ludwig Erhard (Soziale Marktwirtschaft) und Helmut Kohl (Wiedervereinigung) selbst kontroverseste Situationen recht gemächlich und ruhig in trockene Tücher gebracht wurden, war die Politik Angela Merkels immer etwas erratisch, chic und modern.

Linksliberale Journalisten dichteten der Politikerin aus dem Osten den Sachverstand der Physikerin an, die angeblich alles vom Ende her denke. Konservative glauben allerdings eher, dass die Krisenreiterin Merkel (Euro-, Flüchtlings-, Coronakrise) nur mit jenen Problemen zu jonglieren hatte, die sie mehr oder weniger selbst verursacht hat.

Noch nicht einmal die eigene Nachfolge hat Angela Merkel in den langen Jahren ihre Macht vielversprechend regeln können.

Und alle Probleme innerhalb der CDU und vor allem in den großen Fragen der Politik für das Land blieben ungelöst und im Ungefähren belassen. Unter Angela Merkel erkaufte man sich Zeit. Mehr war kaum. Angela Merkel surfte immer im Zeitgeist, sie war aber eigentlich nie irgendwo erfolgreich.

Nun darf der joviale und menschlich durchaus angenehme Armin Laschet vor der Bundestagswahl für die Union retten, was noch zu retten ist. Dem Mann muss Ehrlichkeit und Anständigkeit attestiert werden. Aber irgendwie, so sagte mir vor kurzem ein anderer Freund, erinnere die Bundestagswahl 2021 stark ans Schrottwichteln. 

Im Wahlkampfendspurt 2021 argumentiert die CDU-Führung fast nur noch damit, dass die politische Konkurrenz noch viel schrecklicher für das Land wäre. 

Mit Friedrich Merz hätte vielleicht alles besser verlaufen können. Doch glaubt man Meinungsumfragen, liebt das Land nur Mittelmaß oder Bulldozer auf Egotrip ... um mal auf den stets gut inszenierten Wahlbeobachter aus München zu sprechen zu kommen.

Harren wir der Dinge!

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